Im Berliner Landespokal treffen die Kiezkicker des SC Union Südost am Sonntag auf Empor Berlin aus dem Prenzlauer Berg. Obwohl der Gegner vier Etagen höher angesiedelt ist, glaubt man in Neukölln mittlerweile an die Sensation. Von Shea Westhoff
In Neukölln habe es sich mittlerweile herumgesprochen, sagt Erdem Bekiroglu, Präsident des SC Union Südost: Der Kreisliga-Fußballverein aus der 10. Liga steht im Achtelfinale des Berliner Landespokals. Am Sonntag (14 Uhr) geht es auf dem heimischen Sportplatz am Treseburger Ufer gegen den SV Empor Berlin. „Man wird darauf angesprochen in Cafés, beim Friseur, auf der Straße“, sagt er am Telefon.
„Sky is the Limit“
Jedes Jahr trägt der Berliner Fußball-Verband (BFV) ein K.O.-Turnier aus, bei dem alle gemeldeten Fußballklubs teilnehmen dürfen, sofern sie nicht der 1. oder 2. Bundesliga angehören. Der Neuköllner Kiezklub nimmt regelmäßig Teil – und hat es nun zum ersten Mal unter die Top-16 geschafft, wo sich unter anderem die Profis von Viktoria Berlin und der Regionalliga-Tabellenführer Berliner AK tummeln. Der Gegner am Sonntag, Empor Berlin aus dem Prenzlauer Berg, spielt vier Etagen höher in der Berlin Liga. „Für unseren Verein ist das eine große Geschichte“, sagt Bekiroglu. Drei Pokalrunden hat Union bereits überstanden, es ist das einzige noch verbliebene Team, das unterhalb der Bezirksliga spielt. Was ist das Erfolgsgeheimnis?
„Sky is the Limit“, fasst es Trainer Ibrahim Dayanc am anderen Ende der Leitung zusammen. Für den Wirtschaftsjuristen ist das mehr als eine Floskel, es ist eine Haltung im Vereinsalltag. „Wir wollen wie eine Profimannschaft agieren“, sagt er. Zwei bis dreimal wöchentlich wird trainiert – obwohl die meisten nebenbei berufstätig sind. Die Schichtarbeiter in der Mannschaft sollen Dayanc zu Monatsbeginn Bescheid geben, zu welchen Tagen sie berufsbedingt ausfallen werden. Der Kader ist 31-Mann-stark, und damit bewusst so breit aufgestellt, das Ausfälle aufgefangen werden können.
Aber vor allem habe man im Klub alles auf den Landespokal ausgerichtet. „Klar, du kannst die Kreisklasse gewinnen“, sagt Dayanc. Aber das bekomme niemand wirklich mit. Einen Erfolg beim Berliner Landespokal schon eher. „Der Wettbewerb ist wie eine Vitrine für die harte Arbeit und die gute Leistung des Teams“, sagt er.
„Wir sind korrekt, wir sind fair“
Dazu passt, dass die Partie des Union Südost gegen Empor Berlin vom BFV und dem Turniersponsor unter allen Achtelfinals zum „Spiel des Tages“ auserkoren wurde. „Das heißt, das Augenmerk des Verbands liegt auf unserem Spiel“, sagt Präsident Bekiroglu, „also noch mal mehr Spotlight“.
Obwohl die Ausgangposition eindeutig ist und alles andere als ein Sieg von Empor Berlin eine faustdicke Überraschung wäre, glaubt Trainer Dayanc an die Chance für sein Team – und führt den K.O.-Pokalmodus als Argument an, der es für Favoriten komplizierter gestaltet: „Es gibt kein Rückspiel, keine Wiedergutmachung. Das sind eigene Regeln“, sagt er.
Bei allen sportlichen Ambitionen, bei allen Vorsätzen – das Spiel am Sonntag soll für die Kiez-Bewohner im Neuköllner Ortsbezirk Britz vor allem ein Festtag werden. Natürlich gibt es die Getränke, es gibt die Bratwürste, aber vor allem: der Eintritt ist frei. „Wir sind korrekt, wir sind fair”, sagt Präsident Bekiroglu. Die Partie, die auch nach den jüngsten Verordnungen des Senats unter den 3G-Bedingungen stattfinden darf, soll zu einem Event werden, an das man sich jeder erinnert.
Und wenn tatsächlich der Einzug ins Viertelfinale herausspringen sollte, dürfte sich das auch über Neukölln hinaus herumsprechen.
Sendung: Inforadio, 12.11.2021, 17:15 Uhr
Quelle: rbb24.de – Shea Westhoff